KSC und die Hertha feiern gemeinsam

Ausverkaufter BBBank Wildpark bot herrlichen Rahmen 

14. August 1976. So lautet das offizielle Datum der Begründung der nun schon "ewigen" Fanfreundschaft zwischen beiden Vereinen. Damals war die Hertha wohl am 1. Spieltag der damaligen Bundesliga-Saison zu Gast in der Fächerstadt. Der Grundstein für die Freundschaft wurde aber tatsächlich schon ein halbes Jahr früher gelegt. Aber von vorne... 


Die Freunde Jürgen Ruthardt und Karl Glück gingen seit vielen Jahrzehnten zu den Spielen ihres KSC. Dort lernten sich die Fußballfans aus dem Karlsruher Umland in 1970er-Jahren kennen und freundeten sich an. Zusammen mit einigen Gleichgesinnten folgte im Jahr 1975 die Gründung des Fanclubs „Blau Weiß“, der damals einer der ersten seiner Art war. „Wir haben den Club gegründet, um uns besser zu organisieren und gemeinsame Fan-Aktionen zu veranstalten“, blickt Gründungsmitglied Jürgen Ruthardt zurück. Eines der Ziele war es außerdem, die Fühler nach neuen Freunden innerhalb der Bundesrepublik auszustrecken. So geschah es, dass sich Ruthardt, Glück und einige andere „Blau Weiße“ am Morgen des 20. Spieltages der Saison 1975/76 am Karlsruher Hauptbahnhof trafen und auf die Ankunft der Hertha-Fans warteten. 

Stundenlange Fahrten in überfüllten Zügen, hier und da spezielle Gerüche, von Verspätungen und verpassten Anschlüssen ganz zu schweigen. Die Anhänger der Berliner Hertha hatten damals aber noch ganz andere Hürden zu meistern, denn um „Alte Dame“ außerhalb Berlins zu unterstützen, musste die DDR durchquert werden. Die Züge standen unter besonderer Beobachtung und zusätzliche Strapazen gehörten dazu, wie das Brandenburger Tor nach Berlin. Umso anstrengender, wenn man am Zielort von den Heimfans dann noch durch nonverbale Äußerungen unliebsam begrüßt wurde. An jenem kühlen Februar-Samstag sollte alles aber ein bisschen anders ablaufen. Am Karlsruher Hauptbahnhof angekommen, wurden die Herthaner vom Fanclub „Blau Weiß“ freundlich empfangen und direkt auf einen Umtrunk in der Fankneipe „Krone“ eingeladen. „In unserer Kneipe gesellten sich noch um die 50 KSC-Fans zu uns und den Berlinern“, erzählt Jürgen Ruthardt.  


Nach dem ein oder anderen Kaltgetränk ging es dann in Richtung Stadion, auch beim „Nausdabbe“ waren die neuen Bekanntschaften Seite an Seite. Vor Ort erhielten die Hertha-Fans noch einen kleinen Einblick in das Wildparkstadion, bevor sich die Fans in ihren jeweiligen Blöcken versammelten. 90 Minuten und drei KSC-Tore später warteten Ruthardt & Co. auf die Gäste und zogen erneut in die „Krone“ ein. Aufgrund der weiten Zugfahrt und der alternativlosen Abfahrtszeit mussten die Spreeathener aber bald darauf wieder die Heimreise antreten. Der erste Kontakt war mit diesem Tag aber hergestellt, sodass im August desselben Jahres der offizielle Startschuss fallen konnte! „Beim nächsten Wiedersehen gewann die Hertha mit 0:3 gegen unseren KSC, gefeiert haben wir danach aber trotzdem zusammen“, erinnert sich Mit-Initiator Jürgen Ruthardt. 


Ein starkes Miteinander! 

In den kommenden Jahren entwickelte sich die Fanszene in beiden Städten stetig weiter. Mit der Zeit nahmen auch immer mehr Fans außerhalb des Fanclubs die enge Bindung zur Hertha wahr und knüpften Kontakte nach Westberlin. Seither gab es eine Vielzahl an großartigen Aktionen zwischen Herthanern und KSC-Fans: Seien es die zwei Hertha-Fans die 1984 über 300 Kilometer mit dem Fahrrad anreisten und anschließend eine Ehrenrunde im Stadion drehten, der leidgeplagte letzte Bundesliga-Spieltag 2008/09, das Fest zum 40-jährigen Freundschafts-Jubiläum 2017 oder der atemberaubende gemeinsame Fanmarsch im November des letzten Jahres. Mit Letzterem verbindet Jürgen Ruthardt ganz besondere Emotionen: „Es war unglaublich in dieser fröhlichen Menschenmasse zu stehen und dabei zu realisieren, dass man alles ganz klein und spontan vor vielen Jahren am Hauptbahnhof gestartet hat.“ 

Ha Ho He - Hertha und der KSC! 

Karlsruher SC siegt im Duell der Freunde mit 3:2

Auch an diesem Wochenende war Jürgen Ruthardt zusammen mit seinem Freund Karl Glück und vielen anderen Hertha- und KSC-Fans die Freundschaft feiern. Es wurde ein Fest!

Nicht nur am Spieltag, sondern schon am Vortag standen Aktionen wie die gemeinsame Fanfeier, eine Stadt- und Stadiontour, sowie zahlreiche weitere Aktivitäten auf dem Programm.
Selten konnte man eine so entspannte Atmosphäre erleben wie beim heutigen Spieltag zwischen den beiden Traditionsclubs. Die Fans beider Lager tauschten sich aus, lagen sich in den Armen oder tranken nur das Stadionbier gemeinsam.

Extra Kontingent für die Hertha 
Der KSC hatte den Fans aus Berlin offiziell 4.300 Tickets zur Verfügung gestellt, weitere Karten wurden im Blick N3 von den Anhängern der alten Dame im Karlsruher Ticketshop reserviert. Gesamt konnte man von mehr als 5.000 Gästefans im Wildpark ausgehen. Das Stadt war mit 33.000 Zuschauern komplett ausverkauft. 

Die Stimmung war schon vor Anpfiff ausgelassen, die gemeinsame Choreografie der beiden Fanlager tat ihr übriges. Es bot sich ein phantastisches Bild, welches sich durch das ganze Stadion zog. 

Fußball wurde übrigens auch gespielt. Thiede brachte die Gastgeber in der 16.Minute in Front, der Ausgleich nur sieben Minuten später, 23.Minute, durch Herthas Topscorer Tabakovic. Kurz vor dem Halbzeitpfiff die Führung für die Hausherren. Torschütze für den KSC war Matanovic. Im zweiten Abschnitt verflachte die Partie ein wenig, wobei die Fächerstädter das aktivere Team blieben. Der Treffer zum 3:1,in der 77.Minute, somit nicht unverdient.  Der Torschütze hieß Wanitzek. Drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit sorgte Tabakovic mit seinem zweiten Treffer noch einmal für Spannung, traf zum 2:3 Anschluss. Das sollte es gewesen sein. Das Heimteam überholt nun den Gast in der Tabelle, belegt mit 46 Punkten den fünften Tabellenplatz, die Hertha bleibt bei 44 Punkten und Rang 7.

Content / Fotos: Michael Kaiser vom 21.04.2024